Am Mittwoch, 5. Juli 2023, fand das Symposium „Die Zukunft nachhaltiger Sport[groß]veranstaltungen in Deutschland – Ökologisch verantwortbar, sozial gerecht und wirtschaftlich tragfähig“ statt. Die Veranstaltung zog über 100 Teilnehmer:innen aus dem Sport, Bundes- und Landesbehörden, Kommunen, Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und weiteren Stakeholdergruppen an. Ziel war es, erste Ergebnisse des Projekts „Nachhaltige Sport[groß]veranstaltungen in Deutschland“ zu diskutieren und einen breiten Kreis von Akteur:innen für das Projekt und die Thematik zu sensibilisieren. Zugleich bot das Symposium allen Teilnehmer:innen eine Plattform zur aktiven Mitgestaltung.

In ihrer Begrüßung betonten Katharina Hedtstück, Bundesministerium des Innern und für Heimat, sowie Michael Kracht, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, als Vertreter:innen der Zuwendungsgeber die Bedeutung des Projekts. Sie übermittelten den Willen der Bundesregierung, mit diesem Projekt die Nachhaltigkeit von Sportveranstaltungen jeglicher Größe ganzheitlich voranzubringen. Als Vertreterin des organisierten Sports und der Zuwendungsempfänger begrüßte Michaela Röhrbein, Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB), die Teilnehmer:innen. Sie verwies auf die Chancen des Projekts für die nachhaltige Entwicklung von Sportveranstaltungen, aber auch auf die Ressourcen, die der Sport in Deutschland dafür benötige.

DAS PROJEKTTEAM STELLT SICH UND SEINE ZIELE VOR

Das Projekt wurde von den Projektleitungen Christian Siegel, DOSB, und Prof. Dr. Ralf Roth, Deutsche Sporthochschule Köln, vorgestellt. Sie gewährten Einblicke in die Projektgenese sowie bisherige Erkenntnisse in der Erarbeitung von Nachhaltigkeitskriterien in den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie & Umwelt, Soziales und Ökonomie.

„Nach intensiven acht Monaten Projektarbeit können wir heute eine positive Zwischenbilanz ziehen und sind erfreut, erste Ergebnisse einem breiten Publikum präsentieren zu können. Mit Erreichung unserer ehrgeizigen Projektziele werden wir wegweisende Standards für die Nachhaltigkeit von Sport[groß]veranstaltungen in Deutschland setzen können“, verkündete Christian Siegel.

Prof. Dr. Ralf Roth erläuterte die fachliche Gesamtkonzeption und stellte die ersten Zwischenergebnisse zur Diskussion. Dabei stellt die große Vielfalt an Sportveranstaltungen eine Herausforderung dar. „Neben dem Ligabetrieb der Teamsportarten gibt es in Deutschland weit über 200 Sport[groß]veranstaltungen pro Jahr! Vom Ski-Weltcup über Rollstuhl-Basketball bis hin zur Handball-EM gibt es eine enorme Bandbreite an Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Daher ist es wichtig, dass unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse bei den Menschen, die sie umsetzen sollen, ankommen und akzeptiert werden. Auch dafür sind wir heute hier zusammengekommen.“

VON EMISSION BIS VIELFALT – IMPULSE AUS DER WISSENSCHAFT

Dr. Hartmut Stahl vom Projektpartner Öko-Institut e. V. ging in einem von drei wissenschaftlichen Inputs auf den Ausstoß von Treibhausgasen im Rahmen von Sport[groß]veranstaltungen ein. Er machte klar, dass es darum gehen müsse, die Emissionen zu vermeiden und zu reduzieren, die Energieeffizienz zu erhöhen und fossile Energie zu ersetzen. „Wir müssen hier vor Ort unsere Hausaufgaben erledigen, das heißt alles an Emissionen einsparen, was machbar ist, und nicht auf die Klimakompensation als Allheilmittel setzen“, so Dr. Hartmut Stahl.

Im Anschluss brachte Gitta Axmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportsoziologie und Genderforschung an der Deutschen Sporthochschule Köln, die Bedeutung von Diversität, Vielfalt und Teilhabe bei Sport[groß]veranstaltungen zum Ausdruck. Mit überzeugenden Worten verdeutlichte sie, dass es wichtig sei, die Bedürfnisse oft wenig beachteter Personengruppen mitzudenken und Barrieren abzubauen. Dabei wies sie darauf hin, dass diese Barrieren nicht nur physischer Natur seien, sondern auch andere Hindernisse die Teilnahme an Sportveranstaltungen einschränken könnten.

Prof. Dr. Tim Pawlowski, Leiter des Arbeitsbereichs Sportökonomik, Sportmanagement und Sportpublizistik an der Eberhard Karls Universität Tübingen, gelang es, das komplexe Thema der nachhaltigen ökonomischen Entwicklung von Sport[groß]veranstaltungen anschaulich herunterzubrechen. Er ging dabei insbesondere auf den möglichen ökonomischen Nutzen, die Potenziale und Risiken von Sportevents und deren räumlich unterschiedliche Ausprägung ein. Nutzen und Potenziale lägen dabei weniger in einem direkten Impuls für die Wirtschaft, sondern könnten sich eher immateriell zum Beispiel in der Förderung der nationalen Identifikation, dem Beitrag zur Völkerverständigung oder generell in gesteigertem Glücksempfinden der Beteiligten zeigen.

EXPERTISE DER TEILNEHMER:INNEN AKTIV EINGEBUNDEN

Im weiteren Verlauf des Symposiums konnten die Teilnehmer:innen ihre Erfahrungen und unterschiedlichen Herangehensweisen aktiv einbringen und sich austauschen. In World Café-Formaten stellte das Projektteam den Anwesenden konkrete Überlegungen zu Handlungsfeldern vor und erfragte deren Meinung. Die Handlungsfelder unterteilen sich dabei strukturell in „Steuerungsbereiche“ und „Fokusfelder“. Die Steuerungsbereiche oder auch das „Nachhaltigkeitsmanagement“ behandeln strategische, generelle Themen und sind den Fokusfeldern vorangestellt, die sich dann Themen aus den drei Nachhaltigkeitsdimensionen widmen.

Die auf dem Symposium vorgestellten Themen umfassten im Nachhaltigkeitsmanagement die Bereiche Nachhaltigkeitsstrategie sowie Nachhaltigkeitskommunikation & Monitoring und bei den Fokusfeldern Vielfalt & Teilhabe, Klima, Finanzierung & Kostenstabilität sowie Nachhaltige Sport- & Vereinsentwicklung. Jeweils wurde darüber gesprochen, welche konkreten Ziele gesetzt und anhand welcher Kriterien und Indikatoren deren Erreichen gemessen werden könnte.

„ES BRAUCHT UNS ALLE!“ – WAS NACHHALTIGKEITSMANAGEMENT ERFOLGREICH MACHT

Die Nachhaltigkeit, unabhängig in welcher Organisation, wird nur dann erfolgreich sein, wenn sie strukturell angegangen wird. Das Projektteam hat daher den Fokusfeldern einen „Steuerungsbereich“ bzw. Elemente für ein Nachhaltigkeitsmanagement vorangestellt. Neben den bereits erwähnten Themen der Nachhaltigkeitsstrategie sowie Nachhaltigkeitskommunikation & Monitoring hat das Projektteam folgende Bereiche identifiziert: Verantwortlichkeiten, Beteiligung & Stakeholder, Beschaffung & Vergabe sowie Finanzierung der Nachhaltigkeitsleistungen.

Wie diese Bereiche von Veranstalter:innen strukturiert in der Praxis umgesetzt werden können, war Thema einer lebhaften Fish-Bowl-Diskussion zum Abschluss des Symposiums. Die Diskussionsteilnehmer:innen boten spannende Einblicke in die Organisation von Ski-Sport-Veranstaltungen über die European Championships in München 2022 bis zu den Special Olympics World Games im Sommer 2023.

Da in einer Umfrage unter den Teilnehmer:innen des Symposiums die Finanzierung von Nachhaltigkeitsleistungen als herausforderndster Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements genannt worden war, wurde dies als erstes diskutiert. Die Diskutierenden betonten dabei unter anderem die Bedeutung, Nachhaltigkeitsleistungen bereits in der Planungsphase mitzudenken und angemessen zu budgetieren. Um die finanziellen Herausforderungen zu stemmen, sollten Hürden bei der Nutzung von Fördermitteln für Sport[groß]veranstaltungen abgebaut werden.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor sei es, konkrete Verantwortlichkeiten von Mitarbeiter:innen für die Umsetzung der Maßnahmen zu benennen. Jede:r im Organisationskomitee sollte die Idee der Nachhaltigkeit unterstützen, wobei insbesondere Führungskräfte als Vorbilder agieren und zeigen sollten, dass Nachhaltigkeit in der Organisationskultur fest verankert ist.

Ein freier Stuhl für Beiträge aus dem Publikum wurde von den Teilnehmer:innen aktiv genutzt, sodass weitere Facetten und Einblicke aus der Praxis eingebracht werden konnten.

Das ausführliche Programm des Symposiums mit den Namen aller Beteiligten finden Sie hier.

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