Im Rahmen des Projektes wurde im Sommer 2023 von der Deutschen Sporthochschule Köln eine Online-Umfrage zum Thema „Nachhaltigkeitsleistungen deutscher Sportevents“ durchgeführt. Die angeschriebenen Veranstalter stammen aus einer Datenbank deutscher Sportgroßveranstaltungen, die von der Sporthochschule aufgesetzt wurde. Relevante Events wurden auf Grundlage folgender Kriterien ausgewählt:
• Anzahl der Zuschauer:innen (ab 50.000 oder 200.000 pro Jahr in Bezug auf Ligabetriebe),
• Anzahl der Teilnehmer:innen (ab 20.000),
• Bedeutung für die Sportart (kontinental und global).
In die Datenbank wurden 450 relevante Veranstaltungen aufgenommen, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit bestand. Nachdem die Kontaktdaten ermittelt wurden, wurde eine Umfrageeinladung an die jeweiligen Verantwortlichen der Veranstaltungen versendet. 82 Verantwortliche haben die Umfrage beendet. Nach der Bereinigung wurden 74 Datensätze für die Auswertung genutzt.
Der Datensatz zur Umfrage beinhaltet Sportveranstaltungen verschiedener Eventtypen. Die Daten zeigen ein heterogenes Bild in ihrer Größe (von 150 bis 1.500.000 Mitwirkenden; unter Mitwirkenden sind Zuschauer:innen und Akkreditierte, inklusive Teilnehmer:innen zusammengefasst), der Dauer (eintägig bis ganzjährig; keine Angabe bei 20-217 Tagen), der räumlichen Ebene (regional bis weltweit), der Periodizität (einmalig bis Ligabetrieb) und der Sportarten (31 unterschiedliche Sportarten). Dies zeugt davon, dass die Vielfalt der deutschen Sportveranstaltungen durch die Umfrage abgedeckt wurde, wie in den Abbildungen zu sehen.
74,3% dieser Veranstaltungen haben das Thema Nachhaltigkeit im Leitbild integriert. Dabei geben 28,4% an, eine umfängliche Nachhaltigkeitsstrategie zu haben, die sich an Zielsetzungen und Maßnahmen orientiert. Wiederum 55,4% gaben an, teilweise eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben. Innerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie orientieren sich 62,2% auf existierende Konzepte bzw. Grundsätze. Hier werden vor allem verbandsinterne Grundsätze und die Sustainable Development Goals der UN genannt. Etwa die Hälfte der Organisationskomitees verfügt über eine hauptamtliche Stelle, die sich um Nachhaltigkeit kümmert. In 23,0% der Fälle gibt es ein Nachhaltigkeitsressort innerhalb des Organisationskomitees und bei 16,2% wird Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe des Komitees bearbeitet. Außerdem verfassen 55,4% der Veranstaltungen keinen Nachhaltigkeitsbericht, 31,1% ausschließlich nach dem Event, 8,1% vor und nach dem Event, und lediglich 1,4% ausschließlich vor dem Event. Diese Ergebnisse sind vergleichbar zu denen der Nachhaltigkeitsstrategie. Für eine weitere Studie wäre es interessant zu erfahren, weshalb es vielen eine Hürde ist, Nachhaltigkeitsstrategien bzw. -berichte zu erstellen.
Nur wenige der Befragten (17,6%) lassen sich extern zertifizieren, externe Unterstützung beim Thema Nachhaltigkeit hingegen nehmen etwa die Hälfte der Verantwortlichen in Anspruch (z. B. in der Umsetzung und im Reporting).
Die Teilnehmenden der Befragung wurden gebeten, bereits umgesetzte oder noch geplante Maßnahmen anzugeben, die Ihnen im Bereich der Nachhaltigkeit wichtig erscheinen. Dabei sollten sie sich auf die drei wichtigsten ihrerseits fokussieren. Diese sind zu 48,7% im Bereich „Abfall“, 46% in „Verkehr“, 21,6% in „Energie“, und jeweils 14,9% in „Materialverbrauch“ und „Catering“. Alle dieser Maßnahmen sind der ökologischen Dimension zuzuordnen. Dies deckt sich mit den Angaben zu den Themengebieten, in denen Nachhaltigkeitsleistungen letztendlich auch verfolgt wurden.
Denn in der ökologischen Dimension gaben 81,1% „Abfall“ als Themengebiet an, 71,6% „Verkehr“, 67,6% „Energie“, und 66,2% „Materialverbrauch“. In der sozialen Dimension waren „Sportentwicklung“ (66,2%), „Gesundheit“ (58,1%), und „Diversität“ (56,8%) die am häufigsten genannten Themenfelder. In der Ökonomie wurden „Finanzierung“ (51,4%), „Ressourcenherkunft“ (44,6%) und „Compliance“ (41,9%) am relevantesten eingeschätzt. Hier lässt sich erkennen, dass der ökologische Bereich häufiger genannt wird, als der soziale und ökonomische Bereich. Die Abbildungen zeigen zum einen die angegebenen Themengebiete, in denen Nachhaltigkeitsleistungen vorgenommen wurden und zum anderen in welchem Themengebiet die drei wichtigsten Maßnahmen zur Bewältigung von Nachhaltigkeitsthemen zu finden sind.
Weitere Analysen ergaben, dass es bei Events mit vergleichsweise vielen Mitwirkende häufiger einen Nachhaltigkeitsposten im Organisationskomitee gibt, als bei Events mit weniger Mitwirkenden. In diesem Fall gaben 81,25% der Verantwortlichen bei Events mit über 100.000 Mitwirkenden an, dass es eine hauptamtliche Nachhaltigkeitsstelle gibt. Auffällig ist hier, dass im Bereich zwischen 3.001 und 10.000 Mitwirkenden vergleichsweise wenige Nachhaltigkeitsposten gibt. Hier gaben nur 20,0% an, eine hauptamtliche Nachhaltigkeitsstelle zu haben. Ein weiterer Vergleich ergab, dass das Thema „Energie“ sehr relevant für Ligabetriebe ist. Hier gaben 89,66% der Verantwortlichen an, dass sie das Thema „Energie“ im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsambitionen verfolgen. Zudem ist für Events mit Rahmenprogramm das Thema „Abfall“ eher relevant, als für Events ohne Rahmenprogramm. 81,67% der Verantwortlichen von Events mit Rahmenprogramm gaben hier an, dass sie das Thema „Abfall“ im Zuge ihrer Nachhaltigkeitsambitionen verfolgen. Kein Zusammenhang konnte allerdings zwischen der Verfügbarkeit verschiedener Ressourcen (Budget, Zeit, Personal, und Know-how) und dem Eventtypus (Größe des Events, Sportart, Periodizität oder geografischer Ebene) festgestellt werden.
Die Umfrage weist in manchen Bereichen Limitationen auf. Die Befragungsteilnehmenden hatten ein unterschiedliches Verständnis über die Zahlen zu Teilnehmer:innen und Zuschauer:innen. Zudem wurden fehlenden Informationen nachträglich durch Recherche oder Nachfassung eingetragen.
Zusammenfassend lässt sich ein starker Fokus auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit beobachten. Die Untersuchung zeugt von großem Engagement im Nachhaltigkeitsbereich; die Richtung, in die sich die Veranstalter:innen bewegen, ist vielversprechend. Wir bedanken uns recht herzlich für die zahlreiche Teilnahme und Unterstützung an der Umfrage.